EIN LEITFADEN FÜR SPEISE-PILZSAMMLER_INNEN
Bitte sammeln Sie nur Pilze, die Sie zu 100% sicher kennen!
Meiden Sie Pilze in Straßennähe und an kontaminierten Standorten!
Diese können Schwermetalle (Blei, Cadmium, Arsen, Quecksilber) oder sonstige Schadstoffe aufgenommen haben. Vorsicht auch auf und unmittelbar neben Flächen, auf denen Pestizide eingesetzt werden.
Pflücken Sie nur Pilze, die in einem einwandfreien Zustand sind!
(weitgehend frei von Schneckenfraß, Madenbefall, kein Schimmel, Fäulnis etc.)
Lassen Sie zu junge und zu alte Pilze stehen!
Ganz junge Speisepilze können leicht mit anderen Pilzen verwechselt werden, da ihre Erkennungsmerkmale noch nicht so gut ausgeprägt sind. Alte Pilze sind hingegen oft schon verdorben und können Lebensmittelvergiftungen (unechte Pilzvergiftungen) hervorrufen. Ob Pilze schon zu alt sind, lässt sich bei den meisten Pilzarten wie z.B. dem Steinpilz mit dem Fingerdrucktest feststellen. Wenn Sie mit dem Finger auf den Hut drücken und es entsteht eine Delle, dann ist das Pilzfleisch nicht mehr fest und der Pilz meist schon zu alt.
Bitte begutachten Sie jeden Pilz einzeln!
Oft wachsen Speisepilze mit giftigen Pilzen eng durcheinander. Ein schnelles Einsammeln und eine oberflächliche Begutachtung birgt das Risiko, dass sich Giftpilze zu den Speisepilzen hinzumischen.
Pilze abschneiden oder herausdrehen?
Reißen Sie Pilze nicht aus dem Boden. Wir empfehlen, Pilze behutsam aus dem Boden herauszudrehen und die Entnahmestelle wieder mit Moos oder Laub zu verschließen, damit das Myzelium nicht austrocknet. Das Abschneiden von Pilzen macht nur dann Sinn, wenn Sie den Pilz sicher kennen. Durch das Abschneiden gehen die bei einigen Arten sehr wichtigen Bestimmungsmerkmale an der Stielbasis verloren. Im Hinblick auf das Pilzwachstum macht es keinen Unterschied ob der Pilz herausgedreht oder abgeschnitten wird.
Putzen Sie die sicher identifizierten Pilze am besten gleich im Wald!
Dies vermeidet die gegenseitige Verschmutzung der Pilze und erleichtert die Arbeit zu Hause.
Zerstören Sie Pilze nicht unnötigerweise, jeder Pilz hat eine Aufgabe im Ökosystem!
Packen Sie Pilze nie in Plastiksäcke!
Pilze in Plastiksäcken verderben rasch und können dann Vergiftungen auslösen. Luftige Körbe sind am besten; auch weil Sie dadurch mithelfen, Pilzsporen auszubreiten.
Möchten Sie unbekannte Pilze zur Bestimmung mit nach Hause oder zur Pilzberatung mitnehmen, dann bewahren Sie diese getrennt von den Speisepilzen auf!
(z.B. durch eigene Papiersäcke oder Boxen, die dann ebenfalls in den Korb gelegt werden können).
In Österreich dürfen laut Forstgesetz pro Person und Tag nur bis zu zwei (2) Kilogramm Pilze für den Eigenbedarf gesammelt werden. Beschilderte Sammelverbote und sonstige Schutzbestimmungen sind zu beachten. (link FAQ Pilzschutzbestimmungen)
Lassen Sie die gesammelten Pilze niemals im heißen Auto zurück!
Durch Hitze wird das Pilzeiweiß sehr rasch zersetzt und die Pilze verderben in kurzer Zeit.
Verzichten Sie auf den Konsum von rohen Pilzen!
Die allermeisten Speisepilze sind roh unverträglich oder giftig. Durch das Erhitzen (mindestens 15 Minuten lang) werden die für den menschlichen Organismus giftigen Substanzen vieler Speisepilze wie Hämolysine oder blausäureähnliche Substanzen unschädlich gemacht.
Verwerten Sie Ihre Pilze wenn möglich noch am selben Tag!
Die meisten Pilze sind schnell verderblich. Einige Pilze wie frische Austernseitlinge oder Eierschwammerl sind etwa 3-4 Tage trocken im Kühlschrank haltbar (keine dichten Aufbewahrungsbehältnisse verwenden). Hinsichtlich der Aufbewahrung von Pilzgerichten im Kühlschrank und deren Wiederaufwärmung gelten die selben Regeln wie für andere verderbliche Speisen.
Essen Sie Wildpilze nicht in großen Mengen bzw. immer wieder über wieder mehrere Tage hintereinander!
Aufgrund der Schwermetall- und Cäsiumbelastung von Wildpilzen sollten laut WHO-Empfehlung nicht mehr 250 g Frischpilze pro Person und Woche konsumiert werden. Weiters gibt es Hinweise, dass ein wiederholter Konsum größerer Mengen an Pilzen im Zeitverlauf zu individuellen allergischen Reaktionen führen könnte (vgl. Paxillussyndrom).
Verwenden Sie für die Pilzbestimmung nur neue dem aktuellen Wissensstand angepasste Pilzbücher!
Beipielsweise galt der Grünling (Tricholoma equestre) noch bis zum Jahr 2001 als guter Speisepilz. Heute wird er als potenziell tödlich giftig eingestuft. Auch einige andere früher zum Verzehr empfohlene Pilze wie die Nebelkappe (Clitocybe nebularis) gelten heute als bedenklich oder gesundheitsschädlich. Das Wissen über die Inhaltsstoffe in Pilzen entwickelt sich ständig weiter.
Vorsicht bei der Verwendung von PilzApps!
PilzApps können zwar helfen, Pilze schneller zu identifizieren; sie sind aber aus verschiedensten Gründen fehleranfällig und ermöglichen keine sichere Bestimmung für eine Verwendung als Speisepilz.
In Vergiftungsfällen rufen Sie die Rettung oder den Notarzt – warten Sie nicht ab, ob sich die Symptome bessern. Es kommt auf jede Minute an.
Vergiftungszentrale Österreich: 01/406 43 43 oder Notarzt 144
Vertrauen Sie keinen alten „Hausmitteln“. Nichts zu trinken geben!
Pilz- und Speisereste aufheben, um eine Identifikation der die Vergiftung verursachenden Pilzart zu ermöglichen und damit die richtige Behandlung zu ermöglichen.