Beschreibung
Dieses Buch ist ein Verzeichnis und die Rote Liste 2016 der in Österreich bisher festgestellten Basidienpilze (Basidiomycota; ausgenommen Rostpilze und Brandpilze) und Becherpilze (Pezizales, Ascomycota), also der „Makromyzeten“ (Großpilze). Das Verzeichnis beinhaltet über 4.450 Pilztaxa und dokumentiert damit den beträchtlichen Anteil der Pilze an der Artenvielfalt Österreichs. Es ist der erste derartige Artenkatalog für Pilze Österreichs in diesem Umfang. Durch aufwändige Recherchen, die Zuarbeit vieler Datenbringer und hohe Sorgfalt bei der Erstellung wurde versucht, eine annähernde Vollständigkeit zu erzielen. Grundlage ist die „mykologische Datenbank“ (Stand September 2016). Weniger als 1.000 Pilzarten (21 %) sind in Österreich „häufig bis sehr häufig“, etwa 1.700 Arten (38 %) sind „verbreitet bis mäßig häufig“, etwa 1.300 Arten (30 %) sind „selten“ und beinahe 500 Arten (11 %) sind nur von einem einzigen Nachweis bekannt. Im Verzeichnis werden für jede Pilzart wissenschaftlicher und deutscher Name, Zuordnung zu einer Formengruppe, zu einer ökologischen Gruppe, allfällige Bindung an eine Pflanzengattung, Häufigkeit in Österreich innerhalb bzw. außerhalb des Alpenraums, Vorkommen in den Bundesländern, Anzahl der älteren (vor 1990) und der neueren Fundorte (seit 1990) angegeben. Eine umfangreiche Liste von synonymen Pilznamen ist angefügt. Das Literaturverzeichnis umfasst alle vorliegenden und ausgewerteten Datenquellen zu Pilznachweisen in Österreich.
Gleichzeitig wird in diesem Buch eine völlig neu bearbeitete Version der Roten Liste gefährdeter Pilze Österreichs vorgelegt. Von den über 4.450 Pilzarten müssen beinahe 1.300 Arten (= 29 %) als gefährdet, stark gefährdet oder vom Aussterben bedroht gelten, weitere 780 Arten (= 17 %) als potentiell gefährdet. Die aktuelle Rote Liste umfasst daher insgesamt 2.080 Arten (= 46 %). Für jede gefährdete Pilzart werden steckbriefartig die Naturräume sowie die gefährdeten Lebensräume aufgezählt, für jede stark gefährdete Pilzart werden außerdem die einzelnen Nachweise in Österreich angeführt und die Gefährdungssituation kommentiert. Viele der gefährdeten Pilzarten sowie ihre gefährdeten Lebensräume werden mit Farbfotos abgebildet.
Die Hauptkriterien für die Bewertung des Gefährdungspotenzials sind, neben verschiedenen anderen Risikofaktoren, die Verbreitungsdichte in Österreich (Anzahl der neueren Fundorte) sowie die Bindung an gefährdete Lebensräume (entsprechend der „Liste der gefährdeten Biotoptypen Österreichs“). Die hauptsächlichen Ursachen für die Gefährdung der Pilzarten Österreichs sowie Schutzmöglichkeiten gefährdeter Pilzarten werden diskutiert: Strukturelle Maßnahmen am Standort (besonders in Wäldern); Artenkenntnis, Bildung und Öffentlichkeitsarbeit sowie internationale Schutzbestrebungen. Einen umfangreichen Teil nehmen statistische Auswertungen ein. Dabei wird die Anzahl der Pilzarten in Österreich, sowie speziell die Anzahl der Rote Liste-Arten, nach zahlreichen verschiedenen Parametern analysiert, wie biogeografische Regionen, Höhenstufen, Klimatypen, Gesteinsuntergrund, ökologische Gruppen, assoziierte Pflanzengattungen insgesamt und speziell für substratgebundene Pilzarten. Am Beispiel von Schutzgebieten, einschließlich aller Nationalparks Österreichs, wird dargestellt, wie sehr die Anzahl der nachgewiesenen Arten und speziell die Zahl der aus einem Gebiet bekannten gefährdeten Pilzarten von einer hohen oder geringen Untersuchungsintensität abhängen.